AAAAAAAAAAAhh!

„Ich bin der Wichtigste“, sagte das A. „Der wichtigste Buchstabe.“
Es verzog seinen Querstrich zu einem dezenten Lächeln.
„Nicht nur, das man darüber streiten kann, ob am Anfang wirklich das Wort war, dagegen aber gesichert ist, dass die meisten Alphabete mit A anfangen. Nicht nur, dass selbst das angeblich ach so häufige E zu A wird, wenn ich mit dem I kurzfristig koaliere.“
Das A durchwühlte seine Serifensammlung nach einem festlichen Modell für den Samstag (welcher der Lieblingstag des A ist, da ihm dort kein anderer Vokal in der Sonne steht). Dann drehte es sich wieder um, und machte seinen Querstrich kerzengerade: „Ich bin der Buchstabe mit dem die Menschen auf der ganzen Welt, ungeachtet ihrer Sprache, ihren Gefühlen Ausdruck geben können. Wenn sie Schmerz empfinden, wenn sie sich vor Staunen nicht fassen können, wenn sie höchste Lust verspüren, wenn sie medizinisch untersucht werden oder wenn sie vom Gipfel eines Berges in unendliche, scharfkantige Tiefen stürzen, wenn sie versehentlich eine Datenbank löschen, an der sie Monate gearbeitet haben und die selbstverständlich nicht doppelt gesichert ist – immer entweicht ein Aaaaaaaaaa ihrem Mund, und immer umfasst es mehr unterschiedliche Gefühlswelten, als alle Alphabete der Welt dies vermögen.“ Das A hielt seine Book-Antiqua-Outfit hoch und betrachtete es bewundernd. „Aaaaaaaaahh!!“ rief es stolz. Das H hauchte gottergeben hinterher und fühlte sich unbeachtet.
„Im Orient bin ich der göttliche Buchstabe“, fuhr das A fort, „mit einem kleinen Doppel-L zwischen einer Heerschar von A, aber das trägt ja kaum auf. Täglich rufen sie mich von den goldenen Spitzen ihrer Minaretts – Aaaaaallaaaaaaaaaaahh……!“ Das H schwieg beleidigt.
„Na ja…“, sagte die Autorin etwas matt.
„Ohne mich wärst du nichts,“ fauchte das A. „Du hättest nichtmal einen Anfangsbuchstaben. Du hättest überhaupt keinen Anfang und das Ende kann ohne mich auch sehen, wo es bleibt!“ Das A trat einen Schritt zur Seite und stand nun auf der ihm unmittelbar benachbarten Großmachtaste.
„Gib’s zu – ich bin der Wichtigste!“ wiederholte es nochmals ungeduldig. Die Autorin tippte in ein leeres Textdokument: DU BIST DER WICHTIGSTE. Das A nickte zufrieden. Es bemerkte nicht, dass in diesem Satz kein einziges A benötigt wird.

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